Ein Dirndl ist ein bayerisches und österreichisches Trachtenkleid, das gegen Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts erfunden wurde und heute vielfach als alpenländische Tracht angesehen wird.

Geschichte

Dirndl waren ursprünglich ein rein städtisches Modephänomen. Ab etwa 1870/80 setzte sich das Dirndl in der Oberschicht des städtischen Sommerfrischepublikums als „ländliches“ Kleid durch. Die Erfindung dieses Kleidungsstückes markierte einen der wichtigsten Ausgangspunkte für das heutige Verständnis von alpenländischer Tracht. In der wirtschaftlich schlechten Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Dirndl zum Kassenschlager, da es als schlichtes Sommerkleid eine preiswerte Alternative zu den oft teuren und aufwendig gearbeiteten historischen Frauentrachten war.[1]

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Mittelstelle Deutsche Tracht der NS-Frauenschaft unter Gertrud Pesendorfer (1895–1982) eingerichtet – der „Reichsbeauftragten für Trachtenarbeit“.[2] Sie entwarf in diesem Rahmen die von ihr im nationalsozialistischen Sinn „erneuerte Tracht“. Das Dirndl wurde „entkatholisiert“, die geschlossenen Kragen entfernt, die Arme nicht mehr bedeckt und damit modernisiert sowie erotisiert. Pesendorfer kreierte die geschnürte und geknöpfte Taille, die bis heute stilbildend für zeitgenössische Dirndlformen ist.[3] Pesendorfers erklärtes Ziel war es, die Tracht von „Überwucherungen […] durch Kirche, Industrialisierung, Moden und Verkitschungen“ und „artfremden Einflüssen“ zu befreien und das „Wurzelechte“ wieder hervortreten zu lassen. In ihrem 1938 erschienenen Buch Neue Deutsche Bauerntracht Tirol machte Pesendorfer hinter aller Mannigfaltigkeit der Trachten „etwas Gemeinsames“ aus, „eine unnennbare Grundhaltung, die sie als eines der kostbarsten deutschen Volksgüter erscheinen lässt.“ Im Sinne des „NS-Ahnenerbes“ sollten Symbole wie Lebensbaum und -rad, Vogelpaare, Dreispross die “arisch reinen Bauerntrachten zieren”. Pesendorfer wurde – obwohl als gelernte Sekretärin ohne fundierte Ausbildung – zur Geschäftsführerin des Tiroler Volkskunstmuseumsernannt.[4] Juden war die Nutzung von Volkskultur verboten, „obwohl diese sie zum Teil besser dokumentierten als alle Volkskundler damals und nachher“.[5]

Nach 1945 war Pesendorfer weiterhin mit Nähkursen, als Beraterin und Autorin stark stilbildend in Sachen Tracht und Dirndl auf Grundlage ihrer vorherigen Forschungen tätig. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Hintergrund ihres Tuns und der von ihr kreierten Dirndlformen blieb zu ihren Lebzeiten – bis in die 1980er Jahre – aus.[4]

Heute bezeichnet der Begriff Dirndl ein Kleid mit engem, oft tief rechteckig oder rund ausgeschnittenem Oberteil (Dekolleté), weitem, hoch an der Taille angesetztem Rock, dessen Länge mit der herrschenden Mode wechselt, und Schürze. Es wird sowohl auf Jahrmärkten und Kirchweihfesten im ländlichen Raum als auch auf größeren Volksfesten, wie dem Münchner Oktoberfest oder dem Cannstatter Wasen, vor allem in Süddeutschland und einigen Alpenregionen getragen. Während das Tragen entsprechender Kleidungsstücke noch in den 1970er Jahren auf Volksfesten kaum verbreitet war, nimmt es v. a. seit den 1990er Jahren sehr stark zu.

Seit den 2000er Jahren nehmen sich, mit unterschiedlichen Resultaten, auch vermehrt Modeschöpfer des Themas Dirndl an.[6]

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Dirndl

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